Das Kloster liegt
nicht gerade am Weg. Man muss es schon suchen, so verborgen ist es in
einer Schlucht des Berges Hymettos.
Zwar sieht man auf die nächste Umgebung, das Kloster selbst aber ist aus
der Nähe praktisch nicht sichtbar. Im 11. Jh., als es als Zufluchtsort bei
Belagerungen diente, war diese Lage zum Schutz der Bewohner wohl nötig.
Heute dagegen kann es vorkommen, dass man für die 16 km Weg vom
Syntagma-Platz zum Kloster drei Stunden lang den Hymettos rauf und runter
irrt. Hinweisschilder sind - wenn überhaupt vorhanden - nur auf einer
Straßenseite angebracht. Erkundigt man sich nach dem Weg, erntet man oft
nur erstaunte Blicke. Es ist daher zu empfehlen, sich vor einem Ausflug zu
diesem sehenswerten Ort genau zu in formieren oder sich am Syntagma-Platz
ein Taxi zu nehmen. Die Fahrt mit einem der städtischen Busse kann man
sich immer noch für den Rückweg aufheben.
Wer Kaisariani einmal besichtigt hat, wird es wohl als einen der schönsten
Kurzausflüge schätzen, die man von Athen aus unternehmen kann. Auf weitem
Gelände ziehen sich die Wege durch Zypressen- und Pinienhaine, und wild
wachsende Blumen gibt es im Überfluss. Die üppig wuchernden Haine sind
voller Leben. Immer wieder geben sie den Blick frei über die weiten
Felder, was die alten Athener so sehr schätzten.
Die Mönche des Klosters widmeten sich in früheren Zeiten der Bienenzucht,
die ihre Haupterwerbs quelle darstellte. Der Honig des schluchten- und
quellenreichen Hymettos war in der Antike eine geschätzte Delikatesse. Er
war so bekannt, dass der Bischof Synesios über die dort an gesiedelte
Philosophenschule spottete, weil sie die Studenten weit mehr mit ihrem
Honig als mit ihrem Lehrangebot anzog.
Die Klosteranlagen gruppieren sich um einen hübschen gepflasterten Innen
hof. Im Westflügel befanden sich Küche und Refektorium, im Südflügel das
Badehaus. Unter türkischer Herrschaft hat es als Ölpresse fungiert. Im
Osten liegt die aus Naturstein und Ziegeln gebaute Klosterkirche, die die
Form eines griechischen Kreuzes hat. Die Kuppel und der größte Teil der
oberen Wände sind mit Fresken bedeckt. Sie sind im kretischen Stil
ausgeführt, d.h. in kräftigen Farbtönen und gewagten Kompositionen. Das
Gleichnis vom barmherzigen Samariter im Südteil der inneren Vorhalle ist
sehr detailreich, aber leider etwas in die Ecke gepresst. Die Bäder
gehören zu den ersten ihrer Zeit. Sie wurden um eine Naturquelle herum
angelegt und stammen wie die Kirche aus dem 11. Jh.
In der Geschichte des Hymettos haben Quellen seit jeher eine wichtige
Rolle gespielt. Schon in der Antike wurden dort die verschiedensten Tempel
und Heiligtümer errichtet und dem Quellengott des Flusses Ilissos geweiht.
An einer Außenwand des Klosters ist ein Brunnen mit einem nachgebildeten,
antiken Hammelkopf zu sehen. Das Original können Sie im Akropolis-Museum
begutachten. Das Kloster wird noch aus einer anderen, etwas höher
gelegenen Wasserquelle versorgt, die der Dichter Ovid in seiner Ars
Amatoria erwähnt. Die Kyllou Pera Quelle versorgte früher ganz Athen mit
Trinkwasser. Jetzt dient sie nur noch dem Kloster als Brunnen.
Ein besonderes Vergnügen ist es, in der Nähe von Kaisariani im Freien zu
picknicken und dabei den weiten Rundblick über Athen, das gesamte Umland
und die fernen Inseln des Saronischen Golfs zu genießen.