Familiengeschichte Mohr
Elisabeth, Alexander und Adrian Mohr
Vorfahren väterlicherseits: Mohr, Reverchon, Lintz und Hayn
Vorfahren mütterlicherseits: Beulwitz, Gottbill, Rautenstrauch
Alexander Mohr - Kurzbiographie (von Christl Lehnert-Leven)
Die Vorfahren Mohr der drei Geschwister (von Hans Mohr)
 
Unter den Vorfahren väterlicherseits:
Die Familien Mohr, Reverchon, Lintz und Hayn

Aus Trierer Innenansicht stammten
Elisabeth, Alexander und Adrian Mohr "aus einer der ersten Familien am Platze". So die Auskunft des Dombaumeisters Julius Wirtz, als er im Jahre 1931 von der Familie Paul Kahn, deren Tochter Elsa Alexander Mohr heiraten wollte, um eine Beurteilung des Heiratskandidaten gebeten wurde. Er könne "nur das Allerbeste über die Familie M. sagen...; der Vater, Forstmeister Mohr, sei Rittmeister a.D. (Husaren); er habe selten einen lieberen und vornehmeren Menschen kennen gelernt".

Der so charakterisierte
Anton Franz Mohr (1855-1932) war das 6. Kind des Trierer Bankiers und Stadtrats Ludwig Robert Mohr (1818-1886) und seiner Ehefrau Anna Elisabeth Maria Franziska Reverchon (1819-1875). Ludwig Robert Mohr war als "Stadtrath" auf Seiten der Liberalen kommunalpolitisch engagiert und Abgeordneter des Provinziallandtages und bemühte sich um die Anbindung Triers an das um die Jahrhundertmitte entstehende Eisenbahnnetz mit dem ersten Erfolg der im Jahre 1860 eröffneten Strecke Saarbrücken-Trier. Außerdem war er Banquier und Teilhaber des Bankhauses Reverchon. Er wohnte mit seiner Familie in Trier in dem von Nell'schen Haus Nr. 1003 in der Simeonstraße und konnte sich eine Köchin, ein Hausmädchen, ein Kammermädchen und einen Kutscher leisten.
Mit dem Titel "Königlicher Commerzienrath" ausgezeichnet lebte er die letzten Jahre bis zu seinem Tode auf seinen Weingütern in Oberemmel.
 

 
Unter den Vorfahren mütterlicherseits:
Die Familien von Beulwitz, Gottbill und Rautenstrauch
(siehe dort)


Der Urgroßvater von Elisabeth, Alexander und Adrian Mohr, Christian Carl von Beulwitz (1783-1854), „ältester Sohn des königlich sächsischen Kammerherrn, Erb-, Lehns- und Gerichtsherrn auf den Rittergütern Untererlbach etc. Alexander August von Beulwitz und der Christine Magdalene Sofie geb. von Schönberg aus dem Hause Döhlen bei Dresden, thüringischer Uradel mit Stammhaus im Dorf Beulwitz bei Saalfeld, 1117 urkundlich erstmalig erwähnt", war im Jahre 1816 als preußischer Forstbeamter zur königlichen Regierung nach Trier gekommen. Im Jahre 1826 heiratete er die um 20 Jahre jüngere Susanna Gottbill (1803-1871), Tochter des jung verstorbenen Sebastian Josef Gottbill (1775-1803) und Enkelin des Hüttenbesitzers, Ratsschöffen und Bürgermeisters der Stadt Trier Dr.jur.Carl III Gottbill (1731-1799), Erbauer des Anwesens in Trier, Neustraße 83, in dem auch die Eheleute von Beulwitz/Gottbill Wohnung nahmen.

Susanna von Beulwitz geb. Gottbill, die Urgroßmutter von Elisabeth, Alexander und Adrian Mohr, war die Alleinerbin des Gottbill'schen Vermögens, u.a. der Hüttenwerke Mariahütte, Nonnweiler, Bierfeld und Nunkirchen samt dazugehörigen ausgedehnten Ländereien und Wäldern; diesen frühen Industrieunternehmen sowie der Bewirtschaftung der Ländereien und Forsten stand fortan ihr fünfzigjährig aus dem Staatsdienst ausgeschiedener Ehemann vor, bis die gemeinsamen Kinder, insbesondere die Söhne Christoph Carl, Richard und Carl August von Beulwitz das Werk ihres Vaters fortsetzen konnten.

Der älteste Sohn Christoph Carl (Karl) von Beulwitz (1827-1909) schloss im Jahre 1853 die Ehe mit Fanny (Anna Johanna Franziska) Rautenstrauch (1833-1908, R6), einer der 9 Töchter (hinzukommen 3 Söhne) des Großkaufmanns, Handelskammerpräsidenten, Stadtverordneten und Kommerzienrats Johann Wilhelm Rautenstrauch (1791-1858). Aus Straßburg gebürtig, war dieser als Geschäftsreisender eines großen Häutehandels in Frankfurt a.M. nach Trier gekommen und hatte hier im Jahre 1824 Valentine Susanne Leonardy (1802-1848), die einzige Tochter des durch Güterspekulationen reich gewordenen Kaufmanns Valentin Leonardy, zur Frau gewonnen - samt dem von ihrem Vater wenige Jahre zuvor ersteigerten sog. Warsberger Hof in der Dietrichstraße, der nun als „Palais Rautenstrauch“ zum Familienbesitz wurde. Mit dem Namen Wilhelm Rautenstrauch verbindet sich bis heute die Glanzzeit der Trierer Lederindustrie im 19. Jahrhundert; sein hier gegründetes Wildhäute-Importhaus mit europäischen und südamerikanischen Niederlassungen brachte hochwertige Rohstoffe an die Mosel, wo sie in zahlreichen Gerbereien der Stadt und des Umlandes veredelt wurden und sich u.a. als „Trierer Sohlleder“ die Märkte eroberten.

Im Helfenstein'schen Haus am Stockplatz 2, das sie von der Familie des mit ihnen verschwägerten Trierer Notars, Stadtsyndikus und Mitglieds der Frankfurter Nationalversammlung Friedrich Joseph Zell (1814-1881) erwarben, wurden ihnen die Kinder Alexander, Susanne, Marie (1863-1956, Mutter von Elisabeth, Alexander und Adrian Mohr) und Fanny (1865-1935, Großmutter von Andreas Frings) geboren. Wie sein Schwager Zell, der im Geburtsakt der Tochter Marie als Zeuge aufgeführt ist, und wie sein Schwiegervater Johann Wilhelm samt den Söhnen Valentin (1832-1884, R5) und Carl Wilhelm (1838-1896, R9) Rautenstrauch, so war auch Christoph Carl von Beulwitz in der Trierer Kommunalpolitik engagiert. Er kandidierte in den Jahren 1867 und 1870 für die Wahl zum konstituierenden Norddeutschen Reichstag bzw. zur Zweiten Kammer des Preußischen Abgeordnetenhauses.

Quellen:
- zum Teil wörtlich aus: Christl Lehnert-Leven, Alexander Mohr, Trier 1996;
- Aufzeichnungen von Hans Mohr, Baden-Baden;
- Aufstellung "Vorfahren Rautenstrauch" von Dori und Andreas Frings
- Isabel Pies, Die Geschichte der Familie Lintz, Trier 1995

Erläuterung:
Die roten R mit Zahl dahinter bezeichnen die
12 Rautenstrauch-Stämme, das sind die 12 Kinder von Johann Wilhelm Rautenstrauch (1791-1858) und ihre Nachfahren; so ist z.B. R9 das 9.Kind Carl Wilhelm und seine Kinder und Kindeskinder...
 



Johann Wilhelm
Rautenstrauch

 

 

Mit freundlicher Genehmigung von Christl Lehnert-Leven wörtliche Übernahme des Kapitels "Alexander Mohr - Kurzbiographie" aus ihrer Monographie "Alexander Mohr - Der Maler mit den Flügelschuhen" Trier 1996,
ISBN 3-930866-07-2
, S. 402-403                                                                         (Bam Februar 2010)

Alexander Mohr - Kurzbiographie  von Christl Lehnert-Leven


Anton Mohr mit
seinen Kindern
  1892 Geburt am 4.Juli 1892 in Trier (Version des Künstlers), tatsächlich in Frankenberg/Eder, dem damaligen Dienstsitz des Vaters, des Kgl Oberförsters und Rittmeisters a. D. Anton Mohr. Wie dieser stammt auch die Mutter Marie Mohr geborene von Beulwitz aus dem Trierer Großbürgertum.
1893 Umzug der Familie Mohr nach Koblenz, wo der Vater die Leitung der Kgl. Oberförsterei am Kastorhof übernimmt. Zahlreiche Besuche bei den Großeltern von Beulwitz im sog. Haus Helfenstein in Trier, Stockplatz 2.
1900 Aufnahme Alexander Mohrs in das Kaiserin-Augusta-Gymnasium (heute Görres-Gymnasium in Koblenz.
 
  ab 1905 Privater Zeichen- und Malunterricht bei dem damals in Koblenz lebenden Maler William Straube (1871-1954), einem Mitglied der legendären "Académie Matisse".
Alexander (re)
mit Bruder Adrian
     
  1911 Abitur, "Berufswunsch Heeresdienst".
     
  1911-14 Kriegsschule, Ausbildung zum Kavallerieoffizier.
     
  1914-18 Teilnahme am Ersten Weltkrieg, Einsätze an der Ostfront, in der Türkei und in Palästina. Nach Kriegsende Entschluß zum Leben als freischaffender Maler.
       
  1919 Erstes Atelier in Koblenz in der "Oberförsterei". Als Schüler Adolf Hölzels (1853-1934) in Stuttgart und im Kreis rheinischer Expressionisten in Düsseldorf. Illustrationen zu Carl Maria Webers Künstlerbuch "Der ekstatische Fluß - Rheinklänge ohne Romantik".  
     
  1920 Beginn der lebenslangen Freundschaft mit dem aus Koblenz stammenden deutsch-französischen Schriftsteller Joseph Breitbach (1903-1980)
Das Helfenstein'sche Haus
in Trier, Stockplatz 2
Gemälde von Alexander Mohr
     
  1922 Pensionierung des Vaters und Rückkehr des Familie Mohr nach Trier in das Anwesen der Großeltern am Stockplatz, wo er auch sein Atelier einrichtet. Teilnahme am ersten Kongreß der "Union fortschrittlicher internationaler Künstler" in Düsseldorf. Aufenthalte in Berlin, Mitglied der Berliner "Novembergruppe", Bekanntschaft mit den Kunsthändlern Alfred Flechtheim und Wilhelm Uhde.
     
  1925-31 Jährlich mehrmonatige Studienaufenthalte in Paris mit drei Einzelausstellungen in den Jahren 1927, 1929 und 1930. Über die Bekanntschaft mit Max Jakob gewinnt er Zugang zu dem Künstlerkreis um Pablo Picasso, über den Freund Joseph Breitbach zu dem Literatenkreis der "Nouvelle Revue Française", u.a. zu Jean Schlumberger, André Gide und Julien Green. Es entstehen die nie ausgestellten Collagen, aber auch Figurenbilder, Parisansichten und mythologische Motive.
Alexander Mohr
Selbstportrait
     
  1930 Zu Vergils 2000. Geburtstag illustriert er einen Privatdruck der "Bucolica" mit goldgehöhten Gouachen.
     
  1925-30 Große Reisen nach Ungarn, Spanien, Italien und der Schweiz.
Portrait Elsa Mohr
     
  1931 Erste Reise nach Griechenland auf Einladung eines Kriegskameraden.
     
  1932 Heirat mit der 18 Jahre jüngeren Deutsch-Griechin Elsa Kahn aus dem Umfeld der AEG-Gründerfamilien Rathenau und Deutsch, Übersiedlung nach Athen.
     
  1932-41 Jährliche Rückkehr in die Heimat mit jeweils mehrmonatigen Aufenthalten in Trier und Merzig (bei Bruder Adrian Mohr), teilweise auch in Paris. Parallel zueinander entstehen so die zahlreichen griechischen Ansichten und die Motive von Mosel und Saar, die in Ausstellungen in Deutschland und in Athen gezeigt werden.
1939 Letzte Einzelausstellung in Paris.
1941-49 Aufenthalt nur in Griechenland. Der Zweite Weltkrieg und der griechische Bürgerkrieg verhindern die gewohnten Reisen. Els Mohr organisiert das "Überleben".
1950-53 Lebt für vier Jahre durchgehend in Paris in einem von der Familie Schlumberger zur Verfügung gestellten Atelier und in engem Kontakt zu dem seit 1931 in Paris ansässigen Freund Joseph Breitbach.
ab 1953 Rückkehr nach Athen und Wiederaufnahme des alten Reiserhytmus. Jährlich mehrmonatige Aufenthalte in Paris und im Saarland. Zahlreiche Portraitaufträge in ganz Westeuropa ("Reisemaler"), malt u.a. auch im Jahre 1956 ein Bildnis des Schriftstellers Ernst Jünger.
Portrait Ernst Jünger
ab 1958 Erneute Hinwendung zu mythologischen Bildthemen, Illustrationen zu Ovids Metamorphosen, nun erstmals als Ölgemälde.
1973 Letzte Reise "in den Norden", wo er seit Jahren im Schloß Hilbringen in Merzig Aufnahme findet.
1974 Am 8.Februar 1974 stirbt Alexander Mohr nach kurzer Krankheit in Athen und wird auch dort begraben.
 
 

ò Der folgende Text stammt von Hans Mohr, Baden-Baden 2000 und ich zitiere mit freundlicher Genehmigung    (Bam 2005)

 


Wer waren nun die Vorfahren von Alexander Mohr? Von wem mag er wohl sein außerordentliches Talent geerbt haben? Wie eingangs erwähnt, ist der königliche Oberförster und Rittmeister a.D. Anton Franziska Mohr der Vater von Alexander. Er stammt aus einer angesehenen Trierer Familie. Sein Vater, also Alexanders Großvater, ist der Trierer Bankier und Stadtrat Ludwig Robert Mohr. Dieser war am 17.04.1818 in Trier geboren und ist dort am 11.10.1886 gestorben. Als Abgeordneter des Provinziallandtages hat sich Ludwig Robert Mohr für die Anbindung Triers an das Eisenbahnnetz Saarbrücken-Koblenz eingesetzt. Die letzten Jahre seines Lebens wohnte er auf seinen Gütern in Oberemmel, ausgezeichnet mit dem Ehrentitel "Königlicher Commerzienrath". Ludwig Robert Mohr war verheiratet mit Anna Elisabeth Maria Franziska Reverchon, die aus der Bankiersfamilie Reverchon in der Franche Comte stammte.



Das Siegel
der Familie Mohr


Ludwig Robert Mohr war der dritte einer sehr kinderreichen Familie. Seine Eltern sind Peter Ludwig Mohr, 1790 geboren, ebenfalls Bankier und Gutsbesitzer in Trier. Verheiratet war er mit Anna Christina Hayn (1793-1878). Sie war die Tochter von Mathias Joseph Hayn, ein Trierer Großkaufmann, der mit Fellen und Lederwaren ein gutes Geschäft gemacht hat. Die Geschwister von Ludwig Robert Mohr waren Anna Catharina Johanna, Margarethe Clara, Ludwig Robert, Anton Julius (∞
Elisabeth Sophie Rautenstrauch R1), Maria Gertrud, August Johann Ludwig, Franziska, Eulalia, Beata und Ludwig Friedrich. Sie alle sind zwischen 1813 und 1835 in Trier geboren.


Auch der Vater von Peter Ludwig, Ludwig Weyprecht Mohr, war Bankier. Er kam im Jahr 1780 im Alter von 21 Jahren nach Trier und ließ sich dort nieder. Er war zweimal verheiratet. Seine erste Frau hieß Anna Maria Benedicta Lintz. Sie war die jüngste Schwester des Trierer Bürgermeisters und Hochgerichtsschöffen Dr. Johann Friedrich Lintz. Anna Maria Benedicta ist die Mutter von Peter Ludwig Mohr. Sie starb im Jahr 1797, als Peter Ludwig gerade 7 Jahre alt war. Die weiteren Kinder von Ludwig Weyprecht stammen aus der zweiten Ehe mit Clara Margaretha Börner aus Luxemburg. Aus dieser Ehe hatte Peter Ludwig noch drei Halbgeschwister: Johann Caspar, geb. 02.09.1799, Franz Josef, geb. 24.09.1801 und Johann Friedrich, geb. 03.07.1805. Nach der Monographie von Frau Lehnert-Leven "nahm Ludwig Weyprecht im öffentlichen Leben Triers eine bedeutende Stellung ein. Neben seinen Aufgaben als Bankier führte er als Kommandant die Bürgerwehr, fungierte als Stadtrat, Präsident des Handelsgerichts und in weiteren Ämtern. Unerschrocken protestierte er im Jahr 1810 öffentlich gegen die Abwertung heimischer Geldsorten, was ihm eine halbjährige Gefangenschaft durch die Franzosen einbrachte. Ludwig Weyprecht Mohr war auch Gründungsmitglied der "Gesellschaft für nützliche Forschungen", deren 200jähriges Bestehen im Jahr 2001 gefeiert wird."

Ludwig Weyprecht Mohr hatte sein Zuhause in der alten Römerstadt Trier. Mohren waren dort schon seit dem 16. Jahrhundert ansässig. Ein Jodocius Mohr, geboren um 1605, Sohn des Paulus Mohr, heiratete um 1630 Maria. Ihr Sohn Johannes wurde am 26.12.1633 geboren. Um diese Zeit gab es noch die Familien des Matthias Mohr, Peter Mohr, Zacharias Mohr und andere. Zwischen 1673 und 1686 ließ die Familie des Adam Mohr, verheiratet mit Margareta geb. Pompeius, nicht weniger als 8 Kinder taufen, die zum Teil auch wieder Mohrenstämme gründeten. Um 1730 war ein Wilhelm Mohr aus Hillesheim nach Trier zugezogen, heiratete dort Margarethe Dahm und ließ zwischen 1739 und 1752 sieben Kinder taufen. Am 16.12.1724 kam in Trier ein Johann Georg, Sohn des Jacob Mohr und der Elisabeth geb. Hertzog zur Welt, dessen Taufpate Georg Lintz war; sicher ein Verwandter von Ludwig Weyprechts erster Frau. Wahrscheinlich gab es zwischen all diesen Mohren verwandtschaftliche Beziehungen, die zu entflechten aber wohl kaum möglich ist.


Ludwig Weyprecht


Ludwig Weyprecht kam am 23.08.1759 zur Welt. Aber nicht in Trier war er geboren, sondern in Neuwied am Rhein. Seine Geburtsurkunde im ev. Kirchenbuch 223/1 S.307 lautet: "23ten Aug.(1759): wurde geboren und 26ten getauft Joh.Philipp Mohr, Herrschaftl. Laquay u. Musicus Sohn. (Paten waren? Ludw.Weiprecht Drauß u. Dorothea Elis. ...? die Mutter Schwester) Der Kinds Name war: Ludwig Weiprecht".

Der Vater von Ludwig Weyprecht arbeitete demnach als "Musicus" am herrschaftlichen Hof zu Neuwied. Künstlerblut floss also schon lange vor Alexander Mohr, dem bekannten Maler, in den Adern der Mohrs. Als Ludwig Weyprecht das Licht der Welt erblickte, regierte Graf Johann Friedrich Alexander, 1784 in den Reichsfürstenstand erhoben, die kleine aber feine Grafschaft Neuwied. Die Stadt prosperierte zu dieser Zeit ganz erheblich. Die eigene Münze schlug Geld, das damals einen guten Ruf genoss, die Landwirtschaft wurde gefördert, eine Eisenfabrik, eine Porzellanfabrik und eine Rotgerberei gegründet, Maulbeerbäume wurden gepflanzt und die Seide in der Spinnerei und Tuchweberei der Armenanstalt verarbeitet. Es gab eine Salpeterhütte, Pulvermühle, Dreherei zur Herstellung von Flinten- und Kanonenläufen und noch manches mehr. Es war die Zeit, als die Stadt ihr typisches Aussehen erhielt mit schnurgeraden Straßen und den quadratischen Vierteln. Jeder konnte über eine Lotterie sein Haus für wenig Geld erwerben und mit steuerlichen Erleichterungen rechnen. Auch das Schulwesen war sehr modern, was Ludwig Weyprecht wohl seine spätere Karriere als Bankkaufmann ermöglicht hat.

Der Vater von Ludwig Weyprecht ist also der herrschaftliche Musicus und Laquay Johann Philipp Mohr aus Neuwied. Er war am 15.12.1733 in Dortelweil geboren und seit dem 30.8.1757 verheiratet mit Maria Catharina Kirnach (Kimmach). Wohl ein Bruder von Maria Catharina, Anton Kirnacher, Landcommissar zu Meisenheim, fungierte als Taufpate bei der Taufe der ältesten Tochter. Das Paar ließ in Neuwied vier Kinder taufen, wovon Ludwig Weiprecht, geboren am 23. August 1759 der dritte war. Zwei ältere Schwestern, Johanna Elisabeth Maria, ' 10.12.1757 und Johanna Elisabeth Dorothea, ' 30.7.1758 waren vor ihm geboren. Nach ihm, dem einzigen Sohn, kam am 17.10.1764 noch eine Schwester, Johanna Juliana Friederica zur Welt. In Neuwied sind von Johann Philipp Mohr selbst weiter keine Einträge zu finden; wohl aber wird eine Tante, Anna Maria Dorothea, mehrmals als Taufpatin seiner Kinder genannt. Zu den vier in Neuwied geborenen Kindern kamen nochmals vier Schwestern, Susanna Eleonore, Johanette Luise, Anna Clara und Maria Catharina hinzu, die nach dem Umzug nach Dortelweil dort geboren sind.


Recherchen im Fürstlich-Wiedischen Archiv brachten interessante Details über die Tätigkeit von Johann Philipp Mohr ans Licht: So hat er seine Arbeitsstelle im Wiedischen Schloss im Jahr 1753 als Livréebediensteter begonnen. Da er musikalisch war, erhielt er neben der Bezeichnung Laquai den Titel "Musicus" dazu. Im Jahr 1757 (FWA 23-5-5) und auch noch 1758 (23-5-6) erhielt er für seine Tätigkeit ein Salär von 64 Talern jährlich. Am 30.08.1757 stellte er den Antrag, für 12 Reichstaler zusätzlich als Archivschreiber tätig sein zu dürfen. Mit Gutachten vom 01.12.1757 wurde seinem Antrag stattgegeben, doch sollte der zusätzliche Lohn 10 Taler betragen. Im Jahr 1764 stellt Johann Philipp Mohr den Antrag auf Beurlaubung, um sich in Frankfurt als Lehrer examinieren zu lassen und bittet bei erfolgreicher Vorstellung dort um seine Demission aus den Diensten des Fürsten (FWA 17-10-6). Am 08.12.1764 verlässt Johann Philipp Mohr Neuwied und geht als Schulmeister nach Dorckelweil (Dortelweil) bei Frankfurt, wo er geboren war und wo seine Verwandten lebten.

Seine Beziehungen zum fürstlichen Schloss in Neuwied aber hat Johann Philipp Mohr nicht aufgegeben. Am 06.06.1765 setzt er sich für seinen 19jährigen Vetter Konstantin Mohr ein und versucht, diesen als Laquai in Neuwied unterzubringen. Sein Bittbrief aus Dortelweil lautet etwa: "Meines Vaters Bruder, ein hiesiger Nachbar und Gerichtsschöffe, hat einen Sohn, 19jährig, der wünscht, in herrschaftliche Livréedienste treten zu dürfen". Nach einer Schriftprobe wurde das Gesuch abgewiesen, weil Lateinkenntnisse fehlten und die Schrift nicht genügte (FWA 17-10-4 Seite 95-99). Es gehörten also Johann Philipp Mohr, der Vater von Ludwig Weyprecht und Konstantin Mohr der selben Generation an und beider Großvater müsste dieselbe Person sein.

 


Blicken wir nun nach Dortelweil, wo Johann Philipp Mohr geboren war. Dortelweil gehört heute zu Bad Vilbel und liegt in unmittelbarer Nähe zu Frankfurt/M; war früher ein Frankfurter Ortsteil. Hier finden wir nun Johann Nikolaus Mohr, den Großvater von Johann Philipp und Konstantin. Johann Nikolaus war 1670 geboren, mit Anna Dorothea NN. verheiratet und ist am 18.01.1727 verstorben. Die Familie war recht kinderreich. Sehr bekannte Persönlichkeiten gingen aus ihr hervor. Ludwig Weyprecht, der bekannte Bankier und Alexander Mohr, erfolgreicher Maler, gehörten dazu. Aber auch Johann Jacob Christian Benjamin Mohr, Universitäts- und Verlagsbuchhändler, Vorgänger des Verlages Mohr/Siebeck in Tübingen, hatte Johann Nikolaus Mohr aus Dortelweil zum Ahnherrn. Möglich, dass noch weitere bekannte Nachkommen zu finden sind.

Von den neun Kindern des Johann Nikolaus und Anna Dorothea Mohr sind Johann Niclaß, * 22.08.1700, der Vater von Johann Philipp, * 15.12.1733, Musicus in Neuwied und Schulmeister in Dortelweil, und von Johann Balthasar, * 22.07.1740, Schneidermeister und Vater des Verlagsbuchhändlers Jacob Christian Benjamin, sowie der Gerichtsschöffe Johann Philipp Mohr, * 08.03.1705, für dessen Sohn Konstantin sich sein Onkel beim Fürstenhof in Neuwied vergeblich eingesetzt hatte, besonders erwähnenswert. Johann Philipp Mohr, in Neuwied Musicus und Archivar im Schloss des Fürsten zu Wied, bat 1764 nach 11 jähriger Tätigkeit dort um seine Demission und trat im Dezember desselben Jahres die Stelle eines Schulmeisters in Dortelweil, seinem Heimatort, an. In Dortelweil, damals zu Frankfurt gehörend, kamen nochmal 4 Kinder zur Welt: Susanna Eleonore * 21.07.1767, Johanette Luise Maria Katharina * 25.08.1769, Anna Clara * 10.07.1772 und Maria Katharina * 12.10.1774. Ein jüngerer Bruder von Johann Philipp, Johann Balthasar, Schneidermeister in Dortelweil und seit dem 15.8.1769 verheiratet mit Elisabeth Härdter, ist der Vater von Jacob Christian Benjamin Mohr, Verlagsbuchhändler in Frankfurt, Heidelberg und Tübingen. Er war verheiratet mit Christina Katharina, verwitwete Hermann. Ihr Vater ist der bekannte Frankfurter Bankier Johann Matthäus Baumann. Bankiers spielten also immer wieder eine Rolle in der Familie Mohr."
 

 

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